Die Wirtschaftsschule Bad Neustadt verabschiedete ihre Absolventinnen und Absolventen
Es war einer jener Abende, die von feierlicher Erwartung geradezu erfüllt sind: Mit sichtlicher Rührung hatten die Eltern, Geschwister und Lehrkräfte an einem Juliabend in der Stadthalle Bad Neustadt Platz genommen, als die Absolventen kurz darauf in eleganter Garderobe einzogen. Diese besondere Atmosphäre dieses Abschlusstages fing Schulleiter Christian Dahl in seinen Eröffnungsworten ein: „So viele festlich gekleidete Menschen. Es freut mich, das zu sehen.” Direkt an die jungen Erwachsenen gewandt, fügte er hinzu: „Ihr habt es geschafft! Ihr habt den mittleren Schulabschluss erworben und darauf könnt ihr richtig stolz sein.” Er würdigte die Zusammenarbeit mit den Schülersprecherinnen und Schülersprechern und dankte der Elternbeirätin Monika Heumann.
Nach diesen einleitenden Worten begrüßte Bruno Altrichter, der stellvertretende Landrat des Landkreises Rhön-Grabfeld, die Feiernden mit einem herzlichen „Grüß Gott”. Er unterstrich die Bedeutung des festlichen Moments als Gemeinschaftswerk und betonte die Einzigartigkeit eines jeden Abschlussjahrgangs: „Es ist in jedem Jahr etwas Besonderes.” Auch Bürgermeister Michael Werner sprach von einem „magischen Moment”, der das Ergebnis einer Teamleistung von Schule, Lehrerinnen, Lehrern und Familien sei. In einer persönlichen Geste rief er die Abschlussschülerinnen und Abschlussschüler auf: „Wenn dieser Moment eintritt bei euch, dann geht bitte zur Mama und zum Papa und sagt Danke.”
Als ehemalige Schülerin, Mutter und Elternbeirätin schlug Monika Heumann eine Brücke zwischen den Generationen. Sie erinnerte an die Bedeutung der digitalen Bildung, die schon zu ihrer Zeit an der Wirtschaftsschule grundgelegt worden war, und erhob ihr Glas mit den Worten: „Auf eure Zukunft! Prost!”
Den emotionalen Höhepunkt der Reden markierte Schülersprecher Moritz Fuchs: „Die letzten Jahre waren eine wilde Mischung aus Nervenzusammenbrüchen, Gruppenarbeiten, Mathetests, Pausenverkauf und der Frage ‚Müssen wir das wissen?’”, fasste er die Schulzeit zusammen. Sein Dank galt der Schulleitung, den Sekretärinnen als „Ruhepol” und den Lehrerinnen und Lehrern für die Vermittlung von „Haltung, Menschlichkeit und Verantwortung” und den Familien. „Was bleibt, ist unser Zeichen der Verbundenheit, unsere Achtung, unsere Hoffnung”, erklärte er und zeigte damit, dass Bildung an der Wirtschaftsschule auch Herzensbildung bedeutet.
Im Anschluss richtete Schulleiter Christian Dahl seine Worte an die jungen Erwachsenen. „In diesem Jahr haben wir einerseits zum ersten Mal eine fünfte Klasse an unserer WSNES, was uns unbändig freut, andererseits entlassen wir heute auch eine ganze Reihe von Schülern, die vor ein paar Jahren in unsere allererste sechste Klasse aufgenommen wurden”, betonte Dahl die historische Dimension dieses Jahrgangs. Anknüpfend an die Intro-Musik griff er das Leitmotiv „Don’t Stop Believin’” auf und übersetzte es für die Absolventinnen und Absolventen nicht nur mit „glauben”, sondern auch mit „trauen” und „vertrauen”. Den Glauben an die eigenen Fähigkeiten hätten die Schülerinnen und Schüler bereits eindrucksvoll bewiesen. „Ohne an die eigenen Fähigkeiten zu glauben, kann man keinen erfolgreichen Abschluss feiern – ihr aber schon, ihr habt das nötige Selbstvertrauen bewiesen – und wir sind alle stolz auf eure Leistungen”, lobte Dahl. Er erinnerte auch an das wichtige Fundament des Vertrauens, insbesondere in die Familie, deren Unterstützung mit einem gesonderten Applaus gewürdigt wurde. Die Doppeldeutigkeit des Wortes „trauen” nutzte der Schulleiter für einen Appell an die Zivilcourage: „Bei Mutproben redet man immer von ‚trau dich’. Interessant ist, dass es in dem Fall oft am meisten Mut braucht, auch einmal Nein zu sagen!” Mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu, dass man das Nein-Sagen bei anderen Gelegenheiten jedoch überdenken sollte, „sonst kann eine Trauung zum Beispiel einen unvorhergesehenen Verlauf nehmen.”

Nach der Rede und einem weiteren musikalischen Intermezzo wurden besondere Leistungen gewürdigt: Elias Schmidt von der VR-Bank, selbst ehemaliger Absolvent, überreichte die Preise an die Jahrgangsbesten: Julian Donaubauer mit einem Notenschnitt von 1,25, Nele Holzheimer mit 1,5 und Theresa Rieß mit 1,71. Er rief ihnen zu: „Macht weiter, bleibt neugierig, denkt kritisch, seid mutig und übernehmt Verantwortung.” Carolin Gerhäuser von der Sparkasse zeichnete das soziale Engagement von Nils Perleth für seine Naturschutzarbeit im Eschbach-Biotop und bei der Deutschen Waldjugend aus. Ebenso wurde Lilly Christ für ihren verantwortungsvollen Dienst als angehende Truppfrau bei der Freiwilligen Feuerwehr und als Ministrantinnen- und Ministrantenbeauftragte geehrt.
Den besonderen Höhepunkt bildete die Verleihung des Staatspreises der Regierung von Unterfranken an den Schulbesten Julian Donaubauer für seine exzellenten Leistungen. Für ihre sportlichen Erfolge wurden Jule Roßhirt als Schulsportlerin und Ben Götze als Schulsportler für Leistung und Fairness ausgezeichnet.
Anschließend kam der Moment der Zeugnisübergabe. Eine Mischung aus Stolz und Wehmut spiegelte sich in den Worten der Klassenlehrerinnen und -lehrer wider: Eine rechnete vor, dass sie ihre Klasse 57.832 Stunden begleitet habe – eine Zeit, in der aus Kindern junge Erwachsene geworden seien. Sie erinnerte an ihren wohl meistgesagten Satz: „Bitte nicht kibbeln.” Ein anderer Klassenlehrer lobte seine Klasse für das „schöne Arbeitsklima” und fügte schmunzelnd hinzu: „Meine Geschichten habt ihr auch ertragen.”
Auch die Schülerinnen und Schüler nutzten die Gelegenheit für Dankesreden. Sie blickten auf prägende Momente zurück: das Zeltlager am Bergsee Ratscher, die Reise nach England und Lehrerinnen und Lehrer, die den Unterschied zwischen Alliteration und Anapher erklärten oder das Mysterium der Buchungssätze geduldig entschlüsselten. Ein besonderer Dank ging an ihre Mathelehrerin, die es schaffte, dass das Fach „sogar Spaß gemacht” habe. Sie würdigten auch die Schulleitung, die den Schülerinnen und Schülern „stets auf Augenhöhe” begegnete. Immer wieder brandete Applaus auf, als die Namen der Abschlussschüler und Abschlussschülerinnen verlesen wurden und die jungen Erwachsenen unter dem Beifall ihrer Familien, Freundinnen, Freunde, Lehrerinnen und Lehrer ihre Zeugnisse entgegennahmen.
Mit dem Ende des formellen Teils, der Eröffnung des Buffets und dem anschließenden Abschlussball begann für die frischgebackenen Absolventinnen und Absolventen die eigentliche Feier: Songs wie „And I love her“ von Bobby Kalifat oder „Natural Born Vagabonds“ von The New Roses trugen dazu bei, dass sich Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und die Absolventinnen und Absolventen auf der Tanzfläche wiederfanden. Mit Erinnerungen im Gepäck verabschiedeten sich die jungen Erwachsenen schließlich um Mitternacht mit einem Dank an die Organisatorin Nora Schmidt von einem gelungenen Abschlussball.
Marcel Proksch