In den Räumen des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus in München herrschte am 04. Juli 2025 eine feierliche Stimmung: Am Nachmittag waren Familien, Vertreterinnen und Vertreter von Generalkonsulaten sowie Lehrkräfte zusammengekommen, um dreißig Schülerinnen und Schüler in ein Abenteuer zu verabschieden: Als „Botschafter Bayerns“ werden die Jugendlichen ein Austauschjahr in elf verschiedenen Ländern verbringen. Das Stipendienprogramm ist ein Förderprogramm des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, das Schülerinnen und Schülern im Alter zwischen fünfzehn und achtzehn Jahren ein Jahr im Ausland ermöglicht. Unter ihnen ist Lilly Christ aus unserer Klasse 10a, die ausgewählt wurde, Bayern in der traditionsreichen irischen Stadt Mullingar zu repräsentieren.

Der Nachmittag begann schwungvoll mit der Jazz-Combo des Jakob-Fugger-Gymnasiums aus Augsburg, deren junge Mitgliederinnen und Mitglieder – darunter ein Fünftklässler am Schlagzeug und eine Siebtklässlerin als Sängerin – das Publikum beeindruckten.
Staatsministerin Anna Stolz ergriff als Nächste das Wort und prägte das Leitmotiv des Tages: den Rucksack. Dieser sei bei der Abreise gefüllt mit Erwartungen, der eigenen Persönlichkeit, Neugier und Werten. Während des Auslandsjahres, so die Ministerin, werde er sich weiter füllen – mit Erfolgserlebnissen, Freundschaften und neuen Perspektiven. Sie erinnerte sich an ihr eigenes Studienjahr in Barcelona. „Dieses Jahr wird Sie für den Rest ihres Lebens prägen“, gab sie den Stipendiatinnen und Stipendiaten mit auf den Weg und betonte, dass Bayern mehr sei als „Lederhosen, Oktoberfest und FC Bayern München“. Bayern, das seien vor allem seine wunderbaren Menschen, und damit auch die dreißig jungen Talente, die nun in die Welt ziehen.
Wie gefüllt dieser Rucksack der Erwartungen ist, zeigten die Reden dreier Schülerinnen und Schüler, die stellvertretend für alle Stipendiatinnen und Stipendiaten ihre Hoffnungen und auch Sorgen teilten. Johanna (Polen), Paul (Tschechien) und Veit (Südafrika) sprachen von der Vorfreude auf neue Kulturen und Freundschaften. Sie thematisierten aber auch die Angst vor Heimweh oder sprachliche Barrieren.

Höhepunkt des Festakts war die feierliche Verleihung der Stipendienurkunden. Die Schülerinnen und Schüler wurden in Ländergruppen auf die Bühne gebeten. Nach Frankreich war Irland an der Reihe: Gemeinsam mit sechs weiteren Jugendlichen wurde Lilly Christ nach vorne gerufen. Kate Hall, die stellvertretende Generalkonsulin der Republik Irland in München, hieß die Gruppe herzlich willkommen. Sie sprach aus eigener Erfahrung, da sie selbst als 15-Jährige an einem Schulaustausch nach Bayern teilgenommen hat: „Irland ist bekannt als das Land der hunderttausend Willkommensgrüße, und ich bin mir sicher, dass auch ihr diese Erfahrung machen werdet“, versicherte sie den zukünftigen Austauschschülerinnen und Austauschschülern.
Nachdem die Stipendiatinnen und Stipendiaten für die weiteren Gastländer wie Brasilien, China oder Indien ihre Urkunden erhalten haben, folgten weitere Grußworte. Miriam Eisele von der Stiftung Jugendaustausch Bayern zeichnete das Bild der Schülerinnen und Schüler als „Brückenbauer zwischen den Kulturen“, die Stein für Stein eine Verbindung zwischen ihrer Heimat und dem Gastland errichten. Mareike Repke von der Partnerorganisation Youth for Understanding hob hervor, wie wichtig der Mut zur Offenheit und zum Perspektivwechsel in der heutigen Zeit sei.

Dass ein solches Jahr verändert, bestätigten zwei zurückgekehrte Stipendiatinnen: Elena, die in Frankreich war, erzählte von Momenten wie einem Crêpe auf dem Eiffelturm, und wie sie ein Stück bayerische Kultur durch das Kochen von Käsespätzle in ihre Gastfamilie brachte. Sie habe gelernt, ihre Komfortzone zu verlassen, was den Beginn von Wachstum markiere.
Zum Abschluss versammelten sich alle dreißig Stipendiatinnen und Stipendiaten mit den Vertreterinnen und Vertretern der Konsulate für ein gemeinsames Gruppenfoto. Für Lilly und die anderen Botschafterinnen und Botschafter Bayerns war der Rucksack symbolisch gepackt: Das einjährige Abenteuer Irland konnte beginnen.
Marcel Proksch